Versuchs- / Projektpistole 1850

Die Gesamtansichten sind durch anklicken der Bilder zu vergrößern.

äußere Beschreibung der Pistole:

Der Schaft ist im großen und ganzen dem Modell m/1850 sehr ähnlich.

Es befindet sich kein Herstellerstempel auf der Pistole.

Das Kaliber der Waffe beträgt 20 mm.

Die Länge beträgt 46,5 cm und die Lauflänge 30,2 cm.

Das Schloss (außen), der Hahn (innen), der Lauf (Schwanzschraube), die Kolbenrückenschiene (außen), das Schlossgegenblech (innen), der Hahnbügel (innen), die Kolbenkappe (innen), die Abzugsstange, die Nuss  und die Schraube zur Festhaltung des Nasenblechs, sind mit der Nummer "4" gekennzeichnet.   

Das Schloss hat eine ganz leicht gewölbte Oberfläche und läuft nach hinten ziemlich spitz zu. Es ist an der rechten Seite so weit "hochgezogen", das ein Abschluss zum Lauf besteht. Im unteren rechten Bereich ist es fast im rechten Winkel gefertigt.

Der Hahn ist aus zwei Teilen zusammen gesetzt.

Die Kolbenrückenschiene ist nicht für die Aufnahme eines Anschlagkolbens vorgesehen und mit einer Schraube befestigt.

Die Schnecke mit dem Gewinde für das Piston ist an den Lauf gelötet. Der linke untere Teil der Schnecke ist eckig gehalten.

Die vordere Laufbefestigung wird durch einen Keil gewährleistet. Dieser wird durch einen Stift am Platz gehalten.

Sämtliche Beschläge sind aus Messing.

Der vordere Ausläufer des Abzugbügels ist sehr lang gehalten. Ähnlich mit dem Bügel bei der Vorgängerpistole - m/1820.

Der Abzugbügel ist am Griff mit einer Schraube befestigt. Die Schraube verläuft durch den gesamten Schaft und der Kopf ist in der Kolbenrückenschiene. In der Mitte des Schaftes nimmt sie die Verlängerung der Öse auf, welche den Kolbenring hält. Das Gewinde im Hahnbügel jedoch, ist stark ausgeleiert. Der Bügel wurde am unteren Ende professionell, mit einer Schwalbenschwanzverbindung, repariert.

innere Beschreibung der Pistole:

Die Kolbenkappe weist zwei verschlossene Löcher auf. Die Reparaturen sind auch außen zu sehen und dort sehr sauber ausgeführt. Ebenso befinden sich im Kolben zwei korrespondierende Löcher. Die Kolbenkappe war also vorher schon einmal mit zwei Schrauben befestigt.

Der Abstand von der Lade- zur Feuerrast an der Nuss beträgt beim vorliegenden Stück 7,5 mm. So können höhere Pistons nicht verwendet werden. Der Hahn schlägt bei diesen hohen Pistons in der Stellung "Sicherung" auf das Zündhütchen. Die "Schlagstellung" erreicht er beim vorliegenden Stück nicht.

Der gleiche Abstand beträgt beim Serienmodell 6 mm. Hier sind größere Pistons kein Problem mehr.

Der Lauf ist komplett "poliert". Nur um den Bügel für den Laufhaltekeil, befinden sich Reste der Bräunierung.

Auf der Laufunterseite die Stempel MOF (Magnus Oscar Fahlgren (geb. 1825) - Besichtigungsrüstmeister bei Husqvarna) und P. So ist sie mit Sicherheit als schwedische Pistole zu identifizieren. Der Stempel war bei Pistolen dieser Zeit üblich.  

Gründe, welche für eine Projektpistole sprechen:

Auf der Pistole gibt es keine Herstellerbezeichnung. Das wäre bei einer Waffe die ausgeliefert werden soll, schlichtweg nicht denkbar.

Alle wesentlichen Teile sind nur mit der Nummer "4" gekennzeichnet.

Einige Teile sehen so aus, als ob sie schon einmal genutzt wurden (z.B. Kolbenkappe, Abzugbügel). Es ist möglich, dass die Kolbenkappe am Anfang der Versuche, mit zwei Schrauben befestigt war. Wenn das nachträglich geändert wurde, ist auch das labile Gewinde im Messing zu erklären. Das Loch in der Kolbenrückenschiene war mit Sicherheit schon vorhanden. Wie auch immer -  so etwas wäre bei einer neu gefertigten Waffe nicht zu erklären.

Vom Lauf wurde die Bräunierung wegpoliert. Das kann man bei verschiedenen Waffen der "Serienproduktion" auch erkennen. Es ist auch eine Zweitnutzung denkbar, jedoch gab es davor keine Pistolen mit einem 30 cm langen Lauf.

Im Hahnbügel befindet sich ein sehr anfälliges, labiles, ausgeleiertes Gewinde.

Die Kolbenrückenschiene hat keine Vorrichtung zur Aufnahme eines Anschlagkolbens.

Schlussfolgerungen:

Diese Waffe ist eindeutig schwedisch und wurde als reine Projekt- oder Versuchspistole gefertigt. Auch früher mussten Waffen, zumindest mit dem Hersteller, gekennzeichnet werden. Denn auch damals kannte man das Haftungsprinzip. Bei einer Pistole, welche nicht an die Truppe ging, war das natürlich nicht nötig.

Sie hat mit Sicherheit noch mindestens drei Geschwister gehabt. Denn diese ist mit der Nummer 4 gezeichnet. Waren zwei davon eventuell Stutzenpistolen? So wie es vorher und in der nachfolgenden Serienproduktion üblich war. Auch die laufende Nummerierung der späteren Pistolen wäre dadurch schon offenbar. Stutzenpistole niedere, ungerade Zahl und Flankörpistole höhere, gerade Zahl. Ganz sicher war sie nie in einem großen Feldversuch bei den Regimentern eingesetzt worden. Solche Waffen anderer Zeiten sind bekannt, hatten aber dann den Herstellerstempel und oft auch einen Truppenstempel.

An dieser Pistole kann man erkennen, wie solche Versuche vonstatten gingen. Immer wieder musste sie nach den Forderungen der Prüfungskommission geändert werden. Bis man schließlich alle Ergebnisse der Prüfung zusammen nahm und sich auf den künftigen Pistolentyp einigte -                                        

die Kavalleriepistole m/1850.

Ein schönes Stück schwedischer Militärgeschichte!

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