Kavalleriepistole m/1807

(Stutzenpistole)

Die Gesamtansichten sind durch anklicken der Bilder zu vergrößern.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich in Schweden die Meinung durchzu-

setzen, dass Zweihandfeuerwaffen für die Kavallerie, besonders für die leichte,

wenig Nutzen haben. Bei der Generalmusterung 1803 befanden sich bereits bei den

Mörner Husaren nur Pistolen und Säbel, keine Karabiner. Seine königliche

Majestät forderte am 27.11.1803 die Ansicht des Kriegskollegiums zu dieser Sache.

Das Kriegskollegium antwortete, dass dieses Regiment sowie das Leibregiment

Husaren Corps mit dem Dragonergewehr bewaffnet werden sollten. Das "wäre

nützlich bei der Rekrutenausbildung, zum Garnisonsdienst in Friedenszeiten, aber

auch im Feld zum Abwehren der Infanterie oder wenn die Kavallerie nicht durch

Jäger begleitet wird".

In einem königlichen Brief vom 28.09.1805 wurde erlassen, dass die leichten

Dragoner und Husaren keine Musketen oder Karabiner mehr im Feld mitführen

sollten. Bei geworbenen Regimentern (siehe Fakten und Geschichte) dieser Art

sollten sich jedoch eine Anzahl dieser Waffen zur Rekrutenausbildung befinden.

Die eingeteilte leichte Kavallerie sollte bei Regimentsübungen solche Waffen in

ganzer Regimentsstärke mitführen.

In einer Zusammenstellung vom 15.11.1807 über die bei der Armee befindliche

Soldatenausrüstung, hatte kein einziges schwedisches Kavallerie- oder

Dragonerregiment irgendeine Zweihandfeuerwaffe, sondern nur Pistolen und

Seitenwaffen.

Diese Bestimmung hielt bis zu der Zeit, als der Remington Karabiner

m/1870 eingeführt wurde.

Nun noch etwas Waffengeschichte.

Nach einem Versuch von Generalfeldzeugmeister Carl Gottfrid von Helvig kam

man zu dem Schluss, dass ein Karabiner mit glattem Lauf durch ein "Stutzenpistole"

(das heißt mit gezogenem Lauf) - welche mit einem Anschlagkolben versehen und

dadurch als Zweihandfeuerwaffe genutzt werden kann - übertroffen wird. Es wurde

jedoch für ratsam gehalten, eine der beiden Pistolen die jeder Kavallerist bekam,

mit einem glatten Lauf auszurüsten. Sie wurde "Flankörpistole" genannt.

Der Anschlagkolben sollte an der Pistole angebracht werden, die dem Reiter am

liebsten ist. Der Eisenladestock war lose und wurde am Bandelier befestigt.

Die "Stutzenpistole" konnte mit einer Passkugel oder Rollkugel geladen werden.

Je nach Verschmutzung. Die "Flankörpistole" wurde mit dem sogenannten

Rehposten geladen. Das waren ca. 5 - 6 Kugeln zwischen 4 und 6 mm.

Bei dieser Waffe handelt es sich um die "Stutzenpistole m/1807" mit nummern-

gleichen Anschlagkolben.

MS 33 = Major Schwadron Nummer 33 im Leibregiment Brigade Kürassier Corps.

Die 33 ist auch sehr schön auf dem Anschlagkolben zu sehen. Auf dem Messing-

abschluss des Anschlagkolbens befinden sich noch sehr primitiv eingeritzt eine 33

und 2x verkehrt herum gezeichnetes S. Was die 33 heißen soll ist denkbar - die

beiden anderen Zeichen kann man nicht deuten. Möglich wäre aber folgendes. Im

Jahr 1833 wurde die Majorschwadron in Sigtunaschwadron umbenannt. Da damals

viele Soldaten Analphabeten waren, ist es möglich dass er SS schreiben wollte - nur

nicht konnte?!

Beschriftung auf der Unterseite vom Lauf

117 = Seriennummer

römische Zahlen = Zuordnungszeichen der Waffenteile einer Waffe

Die 2 und ein P(?) = laut dem "neuen Stöckel" Band 3, Seite 1606 "nicht näher

identifizierbarer Kontrollstempel auf Läufen und Bajonetten". Seltsamerweise

ist dieser Stempel nur bei Läufen von der Waffenmanufaktur Jönköping

nachgewiesen. Diese Manufaktur wurde jedoch am Ende des 18. Jahrhunderts in die

Waffenmanufaktur Husqvarna eingegliedert. Waren das Läufe die von Jönköping

übernommen wurden? Wurde der Stempel später in Husqvarna weiter verwendet?

Wer erhielt die Waffe und wann?

Leibgarde zu Pferd - ausgegeben 1808

Leibregiment Brigade Kürassier Corps - ausgegeben 1808

Smålands leichte Dragoner - ausgegeben 1812

Mörners Husaren regiment - ausgegeben 1807/08

Jämtlands Pferdejäger Schwadron - ausgegeben 1814

Wästgöta Linien Dragoner Regiment - ausgegeben 1807

technische Daten:

Länge: 47,2 cm

Länge mit Anschlagkolben: 71,2 cm

Lauflänge: 29,7 cm

Kaliber: 16 mm

Gewicht: 1,35 Kg

Gewicht mit Anschlagkolben: 1,87 Kg

Der gezogene Lauf ist auf den Bildern gut zu sehen.

Zum Schluss das beste. Zum besseren reinigen, hat man den Lauf zum aushaken

gefertigt. Man musste nur die Messinglaufringe entfernen und schon konnte man

den Lauf entnehmen. Schon beim nächsten Modell gab es das nicht mehr.

Wie alles gute, war es schlichtweg zu teuer.

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